Es war ein mediales Spektakel, die offizielle Krönung von König Charles III. Anfang Mai. Entlang der Straßen Londons hingen neben unzähligen britische Flaggen auch die der Commonwealth-Staaten Kanada, Australien, Jamaika und Co. Denn Charles III. wurde nicht nur als neues royales Oberhaupt von Großbritannien gekrönt, sondern auch als König der übrigen 13 ehemaligen britischen Kolonien.
Doch es gab und gibt auch kritische Stimmen, die vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen des Brexits auf das kostspielige Spektakel gerne verzichtet hätten. Immerhin: Diesmal war die Zeremonie mit rund 2.000 anwesenden Gästen deutlich schlichter als 1953 bei der Krönung von Charles‘ Mutter Elizabeth, damals waren mehr als 8.000 Gäste geladen. Offiziell hat Charles III. wie das gesamte Königshaus keine konkrete Position zum Brexit als Ausstieg des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union eingenommen – öffentlich darf er sich als König nicht dazu äußern. Das Land ist dennoch weiterhin in der Frage gespalten, ob es richtig war, aus der EU auszusteigen.
Junge Generation ohne Interesse an Royals
Bei vielen Bewohner:innen der Insel überwiegt die Sorge über die hohen Lebenshaltungskosten und die anhaltend negativen Wirtschaftszahlen, die sich eben auch in den Geldbörsen vieler junger Menschen und Familien widerspiegeln. Letztlich fremdelt vor allem die junge Generation in Großbritannien mit dem für sie verstaubten Konzept der Monarchie. In einer Umfrage der BBC aus dem April 2023 gaben 78 Prozent der 18- bis 27-Jährigen an, kaum an der royalen Familie interessiert zu sein. Auch in den ehemaligen Kolonien bzw. den Commenwealth-Staaten regen sich vermehrt Stimmen, die eine komplette Loslösung von der britischen Krone fordern.
With pomp and circumstance – trotz oder gerade wegen der unruhigen Post-Brexit-Zeiten zog die Krönung wieder die Massen auf die Straßen und vor die Live-Übertragungen. Für viele Royalist:innen und Tourist:innen sind die Royals mehr denn je ein sinnstiftendes Hobby, für Unterhaltung ist immer gesorgt und die Sorgen des Alltags lassen sich gut für einen Moment vergessen. Dennoch bleibt es interessant zu beobachten, wie sich das Verhältnis zwischen Königshaus zu Untertan:innen weiter entwickeln wird.
